Bereits vor dem Spiel wurde von beiden Seiten ein Spiel erwartet, in dem alles möglich ist. Was dann kam, hat die Erwartungen nochmals deutlich übertroffen. Auf dem Papier las sich die Vorausschau folgendermaßen: Die Düsseldorfer Dragons stehen nach einem Traumstart mit Siegen gegen Münster und Essen auf dem ersten Tabellenplatz, die TG Darmstadt nach Niederlagen gegen Essen und Aachen auf dem vorletzten Platz vor dem ASV Köln, der bisher nur eine Partie bestritten hat. Auf Grund der Ergebnisse aus der Vorsaison (24:5 in Darmstadt, 19:16 in Düsseldorf) und diversen Ausfällen verzichten die Düsseldorfer jedoch laut ihrem Vorbericht auf die Favoritenrolle. Was die Düsseldorfer zunächst nicht wissen, ist, dass Darmstadt auch mit einigen Problemen zu kämpfen hat: Der Busfahrer tritt seine Fahrt mit 45 minütiger Verspätung an und findet noch dazu den Schalter für die Belüftung und Klimaanlage nicht. Auf dem Weg nach Düsseldorf befinden sich nur 16 Spieler, wobei insbesondere der Ausfall des hauptamtlichen Gedrängehalbs zu kompensieren ist. Zusätzlich muss der erfahrenste Schlussspieler als Center und ein Erste Reihe Stürmer als Flanker starten. Noch dazu liegt der Trainer krank im Bett. Nicht die besten Vorzeichen also für den ersten Saisonsieg.
Nun, genug des Vorgeplänkels:
Das Spiel startet in hohem Tempo und beide Teams schaffen es früh in die Nähe des gegnerischen Malfelds, ohne jedoch Punkte zu erzielen. Bei dem weiteren Spielverlauf kann es zwar nicht unbedingt als spielentscheidende Szene bezeichnet werden, aber was folgt, war definitiv nicht zu erwarten: Dem Düsseldorfer Gedrängehalb scheint für eine Sekunde eine Sicherung durchgebrannt zu sein, was dazu führt, dass er nach einem alleine am Boden liegenden Gegenspieler tritt. Der Schiedsrichter steht direkt dahinter und entscheidet auf Rot. Ein weiterer Düsseldorfer musste früh wegen einer Platzwunde ins Krankenhaus. Fortan stehen sich also zwei Mannschaften gegenüber, die aus Not Schule machen müssen und wirklich alles geben. Das gelingt den in Unterzahl spielenden Düsseldorfern zunächst besser. Zweimal schaffen sie es kurz nach Standards eine Lücke in der Dreiviertelreihe auszunutzen und unter den Malstangen abzulegen. 14:3 ist der Halbzeitstand. Ohne Trainer und mit nur einzigen Alternative auf der Bank, wird nun die auf dem Feld stehende Mannschaft etwas umgestellt, was scheinbar die richtige Entscheidung war.
Kurz nach Wiederanpfiff fällt der wichtige Versuch. Der fijianische Flügelspieler „Bill“ bekommt den Ball in die Hände und ist nicht aufzuhalten, wie nicht nur der gegnerische 14er feststellen musste (s. Bild). Die Erhöhung sitzt und die Führung ist in Reichweite. Kurz darauf kommt ein Ball in die Hände von Jonas Gigerich, der in Fußballmanier den Ball bis kurz vors das Malfeld dribbelt. Dass er dabei zu Fall gebracht wird, wertet der Schiedsrichter nicht als Foul. In Rugbymanier steht Jonas jedoch ohne zu meckern direkt wieder auf und ist maßgeblich an der unmittelbaren Rückeroberung des Balls beteiligt, die zum Versuch durch den Verbinder Malte Jensen führt. Die Erhöhung misslingt und es kommt zum Spielstand von 14:15. Ein Punkt also für jeden Spieler, der noch auf dem Platz steht. Ein gefährliches Tackle führt zu einer gelben Karte gegen Düsseldorf. Der Getackelte wird mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vom Schiedsrichter zwischenzeitlich ausgewechselt. Was folgt, lässt sich am ehesten als Abnutzungskampf bezeichnen. Die Düsseldorfer bauen auf ihre Stärke in den Standards und weite Befreiungskicks. Durch aggressive und couragierte Verteidigung kann der Ball jedoch immer wieder zurückerobert werden. Durch wiederholte Handlingfehler gelingt es Darmstadt jedoch auch mit doppelter Überzahl nicht, weitere Punkte zu erzielen. 5 Minuten vor Spielende passiert den Gästen dann das, was schon den Sieg in Essen und den Bonuspunkt gegen Aachen gekostet hat. Düsseldorf bekommt einen Straftritt aus verwertbarer Position zugesprochen. Allerdings geht der Kick, genau wie ein zwischenzeitlicher Dropgoalversuch, vorbei und Darmstadt kann nochmal aufatmen. Die Erleichterung hält nur kurz, da wenig darauf ein erneuter Penalty, in sogar noch besserer Position, verursacht wird. Der Kicker hatte an diesem Tag scheinbar Dreck am Schuh und war dem Druck nach der kräftezehrenden Partie nicht mehr gewachsen. Zum Entsetzen aller anwesenden Düsseldorfer geht auch dieser Straftritt an den Stangen vorbei. Der Schiedsrichter hat genug gesehen und pfeift die Partie direkt ab.
Wie im Vorbericht der Düsseldorfer in Aussicht gestellt, unter den Umständen zunächst nicht von den Darmstädtern erwartet, nach der roten und gelben Karte vielleicht sogar etwas zu knapp und am Ende doch sehr glücklich, kam es zum ersten Saisonsieg. Wie vom souveränen Schiedsrichter attestiert und von allen anwesenden zugestimmt, hat jedoch vor allem der Rugbysport an diesem wundervollen und spannenden Spiel gewonnen, das trotz der Karten in allen Belangen sehr fair war und von großem Kampfgeist auf beiden Seiten geprägt war.
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Chae Baird (Donnerstag, 02 Februar 2017)
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